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Reiterin
55 Jahre alt
À la folie - bis in den Wahnsinn. Es ist ein Versprechen, dass Cisne sich einst selbst gab, welches als eisernes Leitmotiv vor ihrem Leben schwebt und ihr die Richtung angibt. Früher, so erinnert sich die Reiterin mit einer gewissen Nostalgie, war da noch der erbitterte Wunsch, ihrer Familie gerecht zu werden, dieser als neue Leitfigur die autoritäre Richtung vorzugeben. Als älteste Tochter der Herzogfamilie von Elsum wurde Cissa mit der Bestimmung zu Herrschen geboren, sah diese auf eine Weise als ihr Geburtsrecht, dass ihr das Bedürfnis danach ganz selbstverständlich in Fleisch und Blut überging. Immer war klar - Cisne würde das Herzogtum irgendwann übernehmen, die Astornes und damit auch ganz Elsum in eine bessere Zukunft führen. Die Regierungs-Probezeit, welche als Tradition der Familie den wahrhaftigen Herrscher bestimmt? In Cissas Fall lediglich eine Formalität, mit Blick auf ihren jüngeren Bruder ein praktisch konkurrenzloses Unterfangen. Und doch war jene es, die Cisne dann stolpern ließ, sie gänzlich unerwartet doch zum Scheitern brachte. Denn ganz gleich wie gut sie vorbereitet war, wie perfekt sie der Aufgabe gewachsen gewesen sein mochte - ihrem körperlichen Versagen, der daraus resultierenden Infektion und Monaten der Schwäche vermochte auch der eiserne Wille einer geborenen Erbin wenig entgegen zu setzen. Selbst heute, Jahrzehnte später, erinnert sich Cissa nicht gerne an ihre Krankheit, spricht weder bereitwillig über die Monate des Leidens, noch über jene Folgen, die daraus resultierten. Es waren die Wochen der Bettlägerigkeit, die das Wahrnehmen ihrer Aufgaben unmöglich machten, ihre Probezeit zum Scheitern brachten. Und die daraus resultierende, vermutete Zeugungsfähigkeit, welche familiär sicherlich ihren Teil dazu beitrug, den Gedanken an ihre fehlende Eignung zu bestärken. Fort war der Glaube, dass man Cisne das Herzogtum tatsächlich anvertrauen könnte, dass sie es mit jener Selbstverständlichkeit führen würde, welche man ihr bis dahin immer zugeschrieben hatte. Stattdessen stieß man das Wunderkind bei Seite, bevorzugte ihren Bruder als eine stabilere und sicherere Wahl, der zwar nicht für die Aufgabe geboren war, sehr wohl jedoch nun in diese herein wachsen musste. Ein schwerer Schlag für Cissa, die bis dahin nur für ihre Krone gelebt hatte, den Verlust kaum zu verwinden mochte. Aus Trauer wuchs Wut, aus Wut wuchs Hass und aus Hass vermochte sich final Rache zu entwickeln, bot den Antrieb für die damals noch junge Astorne, sich entgegen der eigentlichen Wünsche ihrer Familie bei Beginn ihrer Wehrpflicht in den Reiterquadranten einzuschreiben. Klar war, für Cissa dass sie ihr Ziel von Macht erreichen würde - ganz gleich, welcher Preis auf besagtem Weg bezahlt werden musste. Heute kennt man die Astorne als eine der einflussreichsten Reiterinnen ihrer Zeit. Drei Jahrzehnte diente sie an der Seite von Ronan Soleil im Ostgeschwader, etablierte sich hier nicht nur für ihre kompromisslose Grausamkeit, sondern auch für ihren Hang zum Wahnsinn. Befehle wurden um jeden Preis ausgeführt, Ziele mit jedem nötigen Opfer erreicht. Nur eine Sache schien Cisnes Herz erwärmen zu können - Kinder. Schon immer als Schwachpunkt der Astorne identifiziert, sorgte Ronas Jahre lang bestmöglich dafür, seine rechte Hand von zivilen Kämpfen und Strukturen fern zu halten. Immer in dem Wissen, dass das Leid von Kindern Cissa destabilisierte, ihre eigentliche Rationalität weichen ließ und sie angreifbar machte. Erst mit der großen Diskussion um das Verfahren der Rebellenkinder sollte sich das Bild nach der Schlacht um Aretia wandeln. Als einer der großen Fürsprecher setzte sich Cissa gezielt für die Zeichnung und gegen die Hinrichtung ein, appellierte immer wieder an Ronas, sich als Geschwaderführer für den Schutz der Kinder stark zu machen. Wenig überraschend daher, dass ausgerechnet Cisne nach dem Erreichen jenes Zieles der Platz als Geschwaderführerin des Südens angeboten wurde, begleitet von der Chance, Tyrrendor nach eigenem Ermessen in eine bessere Zukunft zu führen. In ihr fand man die nötige Härte, aber auch den Wunsch nach einer besseren Zukunft, - zweierlei Eigenschaften, die man sich für die Region wünschte. Und eine Reiterin, die bereits 25 aktiven Dienst vorzuweisen vermochte, sich mehrfach in Eignung und Charakterstärke für den Posten qualifiziert hatte. Dass Cissa in Tyrrendor heute mit Eisenfaust regiert, steht ihr gleichermaßen zu Gesicht, wie jener Sanftmut, den sie konfrontiert mit ziviler Unschuld einzugestehen vermag. Es ist eine komplexe Dualität der Gefühle und Verhaltensweisen, welche auch mit den undurchsichtigen Strukturen der ehemaligen Rebellenregion nach fünf Jahren des Amtsantrittes immer noch vor Herausforderungen gestellt wird.
Gespielt von Motte
Dabei seit: 13.01.2025, 10:38
Zuletzt gesehen: 22.01.2025, 15:36
Infanterie
61 Jahre alt
Als Königin von Samara ist Célestin Soleil nur zu bezeichnen, wenn sie es nicht selbst hört. Scharf würde sie jene Beschreibung andernfalls zurückweisen, denn es gibt in Navarre nur eine Königin und mit dieser ist weder sie, noch jemand anderes auf eine Stufe zu stellen. - Im laut kommunizierten Hierarchiebild ist Célestin klar, ihre Königstreue eindeutig und damit untermauert, dass ausgerechnet einer Infanteristin die Leitung von Samara obliegt. Im Stillen aber lächelt sie über jene Bezeichnung; und es ist verständlich, wie man darauf kommt. Es ist nicht nur der Posten, zu dem gehört, dass Célestin für die Verwaltung und Koordination dreier Staffeln aus unterschiedlichen Schwärmen verantwortlich ist. Es ist nicht nur der Umstand, dass Célestin bereits seit Jahren nicht mehr in den aktiven Einsatz hinaus geht und gleich dem Königspaar zu wichtig dafür wirkt. Es ist auch einfach nur ihr Auftreten, das trotz allem Stolz und Bewegungsmustern, die auf Kampf- und Verletzungserfahrung hindeuten, eher an Adel, Ballsäle und Prunk denn an Krieg denken lässt.
Dabei ist nichts an Célestin von tatsächlich blaublütigem Adel: Ihre Familie besitzt eine Schneiderei in Calldyr Stadt. Die Eleganz und den Luxus, der heute in ihrem Auftreten mitschwingt, hat sie früher nur an der Kundschaft bewundern dürfen. Care-Arbeit für ihre Familie hätte Célestins Zukunft sein sollen und in jenem Familienkreis hatte man sie nach einem Wehrdienst auch zurückerwartet. Aber das Leben spielte seine Karten anders aus und somit ist Célestin heute in mehrfacher Hinsicht, was in Navarre als Militäradel gelten kann. Es ist der Nachname, den sie heute trägt: Soleil ist jedem in Navarre ein Begriff, ruft eine Assoziation zu militärischem Erfolg hervor. Es ist der Mann, mit dem sie seit über 35 Jahren verheiratet ist: Ronas Soleil ist als Geschwaderführer des Ostgeschwaders weit über Samaras Grenzen bekannt. Es sind ihre Kinder, die mit ihrem eigenen militärischen Erfolgen zum Ruhm und zur Pflichterfüllung der Soleils beitragen (oder es doch wenigstens sollen). Es sind die eigenen Leistungen, die Maßstäbe setzen, statt zuzulassen, dass sie sich von irgendeiner dieser Aussagen, die mit 'bloß', 'ausgerechnet' oder 'nur' einher gehen, ausbremsen lässt. Von jenen hat Célestin jedoch genug gehört, um nicht mehr mit der Wimper zu zucken, sondern stets auf das Wesentliche und eigentliche Thema zu sprechen zu kommen. Und das sind kriegerisch-politische Anliegen, keine privaten Belange. Derzeit am meisten beschäftigt Célestin der Verlust ihrer eigenen Staffel. Offiziell für tot erklärt, sind die Reiter ihrer eigenen Einheit tatsächlich aber desertiert. Die Gründe dafür sind unter der Hand, unauffällig, ebenso aufzuklären, wie eine Einheit neu formiert werden muss. Es sind Aufgaben, die weit von einem Zustand entfernt sind, in dem Célestin sie delegieren könnte - und somit ist sie derzeit zusätzlich Staffelführerin, wenn auch bestrebt, diese Aufgabe wieder in andere Hände zu legen. Aktive Einsätze wird sie nie wieder leiten. Ihre Aufmerksamkeit und (strategischen) Fähigkeiten werden anderswo gebraucht - beispielsweise um einer eigentlich geliebten Tochter deutlich zu machen, dass es innerhalb der Familie nur einen Lebensweg gibt, den man gehen kann. Gespielt von Maj
Dabei seit: 06.01.2025, 09:34
Zuletzt gesehen: 22.01.2025, 09:12
Reiter
23 Jahre alt
Warst mal jemand mit schiefem Grinsen, bist auf Bäume geklettert, in Seen geschwommen, hast gelacht, so viel gelacht, jetzt kannst du dich kaum mehr an dich selbst erinnern. Bist verloren gegangen in all dem Hass, der unterdrückten Wut, deinem Wunsch nach Rache, der dich zu Höchstleistungen antreibt, dir so viel gibt und noch mehr nimmt. Ist einsam geworden, hinter deiner Mauer, lässt niemanden an dich heran. Bist schon zu oft verletzt worden, mehr erträgst du nicht, kannst nicht noch mehr Last auf deine Schultern laden, noch mehr Schmerz empfinden. Vertrauen lässt sich nur schwer erarbeiten, ist kostbar in einer Welt voller Manipulation und Täuschung, in der du nicht nur dein eigenes Leben aufs Spiel setzt, sondern auch das all derer, die sich der gleichen Mission verschrieben haben. Sie sind es, die dich verstehen, dich besser kennen, nur nie ganz, weil du selbst mit ihnen nicht über das Chaos tief in deinem Inneren sprichst. Eirwen, sprichst beinah andächtig seinen Namen aus, dieses alte Biest, das es schafft, dir mit seinen trockenen, zischenden Bemerkungen ein Lächeln zu entlocken. Fühlst dich lebendig, wenn die Macht in dir zum Leben erwacht, sich sein Feuer mit deinem vermischt, ihr eine Einheit werdet, wunderschön und tödlich. Bist noch lang nicht am Ziel angekommen, gibt so viel mehr, das du erreichen willst, Wünsche und Träume, die keine bleiben sollen – die Regierung stürzen, die Wahrheit verbreiten, die Veneni vernichten. Scheint unmöglich und doch bist du dazu bereit, das Risiko einzugehen. Arbeitest dich langsam weiter nach oben, Staffelführer, Schwarmführer, nach deinem Abschluss weiter hoch in der Hierarchie. Du scheust dich nicht davor, Gewalt für deine Zwecke einzusetzen, würdest dafür wahrhaftig über Leichen gehen, aber manchmal spricht die Vernunft deines Vaters aus dir. Dann, wenn das Feuer nur leise lodert, nicht mit seiner Hitze deinen Verstand in Brand setzt. Sie von Innen vernichten - das ist es, was du willst und – die Götter stehen uns bei – es gibt kein Hindernis, das du mit deinem Feuer nicht in Asche wandelst. Gespielt von Kathie
Dabei seit: 29.12.2024, 15:44
Zuletzt gesehen: 05.01.2025, 20:04
Fliegerin
21 Jahre alt
Das Leben ist so schwer. Ich weiß manchmal nicht, was ich hier soll. Was ich auf dieser Welt soll. Mama sagt, ich wäre schwierig. Ich wäre unmöglich. Ich wäre es nicht wert. Aber nur weil ich nicht ihren Vorstellungen entspreche, bin ich doch nicht weniger wert oder? Ich möchte so gerne glauben, dass es da draußen irgendwas gibt, das ich tun kann um gut genug zu sein. Aber vielleicht hat ihr Training mich auch zu kaputt zurückgelassen? Wer würde sich schon die Zeit nehmen wollen und mich kennenlernen wollen? Wer würde sich die Zeit nehmen um sich WIRKLICH mit mir zu beschäftigen? Menschen sind so laut und fordernd und ich weiß einfach nicht, wie ich mich vor ihnen verhalten soll. Ihre Gesichter sind für mich eine unförmige Masse – bar jeder Information. Ich weiß nicht was sie fühlen. Ich weiß ja nicht mal was ich selbst fühle. Weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Mein Kopf ist so voller Gedanken. Mama sagt, dass das schlecht ist. Ja, vielleicht. Ich würde so gerne aussprechen, was alles in meinem Kopf ist – aber ich kann nicht. Nicht, weil mir die Worte fehlen würden. Aber sie schaffen es nicht mal bis auf meine Zunge. Ich vermisse meine Wiese am Waldrand. Wo ich einfach zuhören kann. Ich bin lieber in der Natur, als an Orten wo Menschen sind. Menschen sind so laut. So fordernd. Ihre Berührungen sind so….ich mag das nicht. Ich bekommen Panik, wie ein fliehendes Reh. Nur dass ich starr vor Angst werde. Mama sagt, ich wäre ein Wild Child. Was auch immer das bedeutet. Ich weiß es nicht. Sie sagt, ich wäre anders. Als wäre das etwas schlechtes. Als wäre ich schlecht. Ich habe ihr nie genügt. Und trotzdem bin ich jetzt hier – habe mich ihrer Folter gebeugt um Fliegerin zu werden. Vielleicht habe ich auch einfach die Hoffnung noch nicht völlig aufgegeben, dass mein Greif mich dann weit weg bringen kann. Weit weg von allem was mir Angst macht. Und das ist mehr, als ich zugeben will. Die Welt ist so gruselig. Vor allem wenn ich ihr allein gegenüber treten muss, weil meine Schwestern nicht da sind um mich zu beschützen. Ich will so mutig sein wie sie….irgendwann.
Gespielt von Cay
Dabei seit: 12.11.2024, 12:19
Zuletzt gesehen: 06.01.2025, 17:56
Reiter
50 Jahre alt
Er hatte sein Leben für die längste Zeit in Schwarz und Weiß geführt: die Welt in strengen Gegensätzen betrachtet. Gut oder schlecht, richtig oder falsch, hell oder dunkel. Eine festgelegte Bewertung, ein klares Urteil – es hatte für Sicherheit gesorgt, hatte seine Zweifel minimiert und gewissermaßen seine Taten entschuldigt. Doch etwas hatte sich in ihm verändert: die Jahre seiner Gefangenschaft haben dazu geführt, dass er sich in den Grautönen des Lebens wiedergefunden hatte. In dem jede Entscheidung einen Schatten warf, wo die Gegensätze ineinanderflossen. Cain musste einsehen, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor – brauchte Zeit, zu lernen, was er in den ersten vier Jahrzehnten seines Lebens verpasst hatte. Die Farben und Nuancen wahrzunehmen, über die er früher hinweggesehen hatte. Sicherlich spielte es in das Scheitern seiner Rehabilitation ein: seine ständigen Gedanken, die nach dem Warum fragten. Wie konnte ein einfacher Streit soweit eskalieren, dass er etwas hinter sich gelassen hatte, was er für seine Ewigkeit gehalten hatte? An welchem Punkt hatte er die falsche Entscheidung getroffen, die ihn über Jahre hinweg in Poromiel gefangen gehalten hatte. Cain war sich sicher gewesen – vielleicht zu übermütig, vielleicht von dem Glauben geprägt, dass ihm nichts geschehen würde, weil Zihnal immer an seiner Seite gestanden hatte. Manche behaupten, dass dem auch weiterhin so gewesen war. Dass sein Überleben mit Glück zu tun gehabt hatte. Aber er selbst ist weit davon entfernt, es so zu nennen: seine Hoffnungen sind an dem Ort ebenso gestorben wie seine Fähigkeit, eine aktive Rolle im Krieg einzunehmen. Etwas, worauf er mühsam hingearbeitet hatte, was ihm genommen worden war, weil seine Gedanken ihn zu einer größeren Gefahr machten, als dass sie irgendjemanden von Nutzen waren. Verloren zwischen Albtraum und Realität, unsicher im Hinblick auf seine eigenen Gefühle – und die Absichten aller anderen – hatte er sich zurückgezogen. Hatte eingesehen, dass seine Gesellschaft nicht mehr unterhaltsam oder erheiternd war, sondern geprägt von Sorge und Mitleid. Und beides wollte er nicht zulassen. Wollte sich nicht als jemanden sehen, der repariert werden musste, weil die Spuren der Folter an seinem Körper auch niemals verschwinden würden.
Es hat ihn Geduld gekostet – mehr als er in der Vergangenheit besessen hatte – um einen Weg zu finden, mit seinem neuen Ich zurecht zu kommen. Zu tolerieren, welche Veränderungen von statten gegangen waren, welche Ängste sich in ihm befanden. Früher hätte er sich ihnen vielleicht gestellt, doch heute erträgt er sie im Stillen. Hat nicht die Kraft, an zwei Fronten zeitgleich zu kämpfen: dem Ziel zumindest seinen Körper wieder zur altbekannten Stärke zu verhelfen, wenn sein Geist vielleicht unweigerlich gebrochen war. Es war frustrierend für ihn: wie langsam er Fortschritte gemacht hatte. Wie viel Zeit er benötigt hatte, um einen Punkt zu erreichen, an dem er sich zum ersten Mal besser gefühlt hatte. Neue Perspektiven nicht abgelehnt, sondern sich offen ihnen gegenüber gezeigt hatte. Cain war nie davon ausgegangen, irgendwann einmal zu lehren. Dachte, dass er als Reiter den Tod finden würde, doch Malek hatte kein Erbarmen gezeigt und ihm stattdessen die Erfahrungen mit auf den Weg gegeben, die von Nöten waren, um den Überlebenskurs am Basgiath War College zu führen. Das Geheimnis, wie man tatsächlich an einem Ort überstand, an dem man dachte, zu sterben: einen Anker, mit dem man seinen Willen verband. In seinem Fall waren es die Vorstellung an seine Tochter – die Illusion, sich irgendwann für seine Fehler entschuldigen zu können. Sie hatten ihn durch die schwersten Stunden getragen. Hatten dafür gesorgt, dass er mehr ertrug, als er für möglich gehalten hatte. Aber sie änderten nicht, dass er inzwischen – weit weg der Finsternis, die ihn doch nicht gänzlich loszulassen schien – realisierte, dass es egoistisch von ihm wäre, sie zu suchen. Sie ausfindig zu machen. Und vielleicht ist es die größte seiner Wandlungen: dass er seinem Drang nicht nachgibt, sich selbst nicht über sie stellt und sich darauf besinnt, dass er nicht gut genug für sie ist. Gespielt von jani
Dabei seit: 31.10.2024, 16:51
Zuletzt gesehen: 20.01.2025, 21:32
Flieger
35 Jahre alt
Hinter jeder Aktion, hinter jeder Reaktion, steckt eine Wahrheit, die niemand sogleich zu erkennen vermag.
Soll ich euch eine nette gute Nacht Geschichte erzählen? Von einem Herzog, der in der Armee gedient hat, wie jeder Herzog seiner Familie vor ihm, bevor er, nach dem Tod seines Vaters, zum Herzog ernannt wurde? Wie dieser Herzog sich in ein Stadtmädchen verliebte und sie heiratete und überglücklich war, als sie schwanger wurde? Das wäre eine tolle gute Nacht Geschichte, oder? Leider gab es einen kleinen Haken daran, das Stadtmädchen war eine kleine Betrügerin, die nur an das Geld des Herzogs wollte. Das Kind, ein Sohn, kam zur Welt und der Herzog freute sich, das Stadtmädchen weniger, war das doch alles nicht geplant gewesen. Als der Herzog von den Betrügereien seiner Frau erfuhr, stellte er sie vor die Wahl eines ehrlichen Lebens, oder die Beendigung der Ehe. Sie entschied sich für letzteres, während er ihr Anbot, für den gemeinsamen Sohn, bei ihm wohnen zu bleiben. Wie ich schon sagte, es ist eine tolle gute Nacht Geschichte, doch meine Mutter beschloss stattdessen die Chance zu nutzen, als er auf Reisen an den Königshof war, und verschwand mit mir in der schwarzen Nacht. Die ersten fünf Jahre meines Lebens waren sehr unstetig. Wir reisten von einem Ort zum anderen, immer wenn sie drohte aufzufliegen. Ich verstand es damals nicht, aber ich weiß, dass sie mich geliebt hat. Sie hat sich immer gut um mich gekümmert und auch wenn es vielleicht manchmal etwas rau zuging, mir hat es an nichts gefehlt. Als sie verhaftet wurde, war ich gerade fünf Jahre alt geworden und begegnete plötzlich meinem Vater, jemanden, der bisher nie ein Thema gewesen war, jemand völlig Fremden, der mich mitnahm. Zurück zu dem Ort, wo ich geboren worden war, zurück zu zwei kleineren Geschwistern, Zwillingen, und einer Frau, die alles andere als begeistert war, das ich zurück gekehrt war, wo ihr Sohn doch der Erbe sein sollte. Wie auch immer man es drehen und wenden wollte, ich war der Erstgeborene und mein Vater, der sich um uns alle drei gleichermaßen kümmerte, nebenbei bemerkt, war einfach glücklich das ich wieder da war. Er stellte einen Privatlehrer an, für mich und später auch für meine Geschwister, der uns in den üblichen Grundfächern unterrichtete und auch gleich noch den einen oder anderen Dialekt Poromiels eintrichterte, damit wir uns auch dort verständigen konnten. Wir lernten uns zu verteidigen, zu balancieren. Wir spielten verstecken und fangen auf Dächern, was zumindest bei zwei Kindern meiner Stiefmutter fast einen Herzinfarkt bescherte. Ja, sie versuchte einen Keil zwischen meine Geschwister und mir zu treiben, geschafft hat sie es nicht, eher im Gegenteil. Sie sorgte dafür, dass auch ihre Kinder sich etwas von ihr entfernten, einfach weil sie ihre Ruhe haben wollten. Nach der Schulzeit landete ich übrigens in der Gilde der Diplomaten. Fragt mich nicht was ich da verloren habe, ich habe Diplomatie auch danach nicht verstanden, aber mein Vater wollte, dass ich es lerne um mich auf meine Zukunft vorzubereiten. Ich hab ja nun wirklich keine kurze Lunte, was meine Geduld angeht, aber dieses herum tanzen umeinander, hab ich noch weniger verstanden. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Kompromisse und unser Vater hat uns hin und wieder mit an den Königshof genommen, wo wir uns das ganze auch ansehen konnten, ich verstehe warum das sein muss, aber dieser vorsichtige Umgang, der war einfach nichts für mich. Ich war wirklich erleichtert, als der Tag der Einberufung kam und ich etwas flüchten konnte. Mehr oder weniger zumindest, denn auch wenn es mir offen gelassen wurde ob ich der Meinung war irgendwo runter springen zu müssen oder nicht, hätte meinen Ausbildern eigentlich klar sein müssen, das ich es tue. Tja, so trat Blade in mein Leben. Manchmal stur wie ein Maulesel und doch der Kerl, der ständig an meiner Seite ist. Dank ihm hab ich nicht nur die Ausbildung überstanden und durfte mich zwischendurch auch Staffelführer nennen, nicht dass ich das auch im Militär je tun möchte. Ich meine dafür bin ich vielleicht doch zu rastlos. Dank der Tatsache dass ich ein Wahrsager bin, was nebenbei bemerkt auch mal echt nervig sein kann, wurde ich schon während meiner Ausbildung in diversen Verhörmethoden geschult. Es ging nur darum die Wahrheit heraus zu finden, mit allen Mitteln. War ich skrupellos? Ich kann nicht mal sagen ob ich es schon vorher war, aber durch die Ausbildung wurde ich es, erst recht als ich meine Zeit abgeleistet hatte und die Spezialisierung weiter ging. Sie brauchten jemanden dem sie vertrauten und der Ruf meiner Familie stand für sich. Ich fing an mich in meinen Aufgaben einzufinden, los geschickt zu werden, wenn sie einen Spezialisten im Thema Verhöre brauchten, manchmal sogar, wenn sie jemanden beseitigen mussten. Wusstet ihr das die Alchemisten wirklich tolle Gifte haben? Mir steht nicht der Sinn nach Rache, das tat er nie, aber ich habe gelernt zu tun, was getan werden muss, um unser Königreich sicher zu gestalten. Sicher vor den Reitern Navarres, sicher vor den Dingern die vor unseren Türen lauern. Ja, ich werde auch in Navarre wegen Mordes gesucht und ich bin sicher auch in einigen unserer anderen Städte. Es gibt Dinge, die nicht ausbleiben, aber soll ich euch mal etwas sagen? Mit einem Greifen an eurer Seite, gibt es nichts, wovor ihr Angst haben müsst. Gespielt von Kay
Dabei seit: 14.10.2024, 16:02
Zuletzt gesehen: 08.01.2025, 20:40
Flieger
21 Jahre alt
Colin ist was man in der Schule vermutlich als den "stillen Jungen" bezeichnen würde. Er fällt nirgends besonders auf, ist in keinem Fach besonders gut und ist meistens schon verschwunden bevor auffällt dass er überhaupt existiert. Er ist der, der freiwillig verzichtet, damit jemand anderes den Vorrang hat. Der, der allen alles immer recht machen will. Der bei Konfrontationen eher zurückweicht und es über sich ergehen lässt. Der, der die Schuld immer bei sich sucht. Denn das war er immer. Der Schuldige der nichts konnte.
Auch heute wird er alles machen um es anderen gut gehen zu lassen. Colins Hilfsbereitschaft war schon immer größer als sein Selbsterhaltungstrieb. Doch dies ist vor allem dann, wenn es um seine Freunde geht. Seine Wahlfamilie. Sein ein und alles. Nichts was sie tun, könnte für ihn schlecht sein. Sie sind alle perfekt für ihn und genau so richtig, wie sie sind. Nachdem er seine Blutsfamilie verlor, sind sie alles was er hat. Neben ihnen, gibt es nichts mehr in diesem Leben und die Zeit ohne sie schien für ihn unendlich. Noch immer wird er geplagt von den Gedanken, dass er damals so viel anders hätte machen können. Das er etwas hätte tun können um zu verhindern dass sie auseinander gerissen werden. Das er vielleicht etwas hätte tun können das sie alle wieder zusammen auf dem gleichen Hof landen würden. Das nichts zwischen sie kam. Doch nun, wo sie alle wieder miteinander zusammen waren, würde er alles tun um zu verhindern dass sie wieder getrennt werden. Es gab nichts wichtigeres als ihr Glück zu schützen. Nichts auf dieser Welt. Denn ihr Glück war sein Glück und seine Lebensbestimmung. Nicht, dass er dadurch mutiger werden würde, doch er würde einen Weg finden wie er er schaffte. Alleine. Denn Hilfe von außen hatte nichts als negative Konsequenzen gebracht. Außer ein einziges Mal. Das Mal als Colin ihn von der Straße abholte. Der andere schüchterne Junge, der ihm so unendlich ähnlich war. Wären sie beide nur ein wenig mutiger gewesen, sie hätten keine Jahre damit verbracht zu glauben, sie wären alleine.
Gespielt von Paw
Dabei seit: 05.10.2024, 17:46
Zuletzt gesehen: 22.01.2025, 05:19
Reiterin
34 Jahre alt
Das zierliche Äußere gepaart mit ihrem bedeutungsträchtigen Nachnamen, möchte zunächst den Eindruck nahelegen, dass die Nichte des Königs ein privilegiertes, von Diplomatie und Glanz geprägtes Leben führt. Sicherlich stimmte das bis zu einem gewissen Grad, schließlich lässt Caitria mit Vorliebe auch dieser Tage noch alles in ihrem Leben leicht und ungezwungen erscheinen, hat den Bällen und geschichtsträchtigen Sälen aber schon vor einer Weile den Rücken gekehrt. Die Energie, die sie für den Anschein von Leichtigkeit aufwendet, entspringt dabei dem gar unerschütterlichen Brunnen an Unzufriedenheit. Schon als Kind war sie nicht sonderlich angepasst, wollte lieber auf Bäume klettern, als an Teepartys teilnehmen und fand schnell heraus, dass ihr der Widerspruch immer näher lag als Zuspruch. Im Grunde gab es nur einen Menschen in ihrem Leben, zu dem sie ohne jegliche Missgunst aufsah: ihren großen Bruder. Vielleicht war es die Tatsache, dass sie abseits der eigentlichen Königsfamilie schon immer im direkten Zentrum der Macht verkehrte, aber lange keine eigene spürte, vielleicht aber auch der Behandlung geschuldet, die sie als jüngste Tochter erfuhr. Cait, wie sie nur Freunde nennen dürfen, fühlt sich oft nicht ernstgenommen und hat ihre ganz eigenen Taktiken entwickelt, um damit umzugehen. Ihr typisch böser Blick ist nicht besonders ziemlich, stört er schließlich das zugängliche Bild, aber spätestens ihre Zeit im College hat ohnehin ein anderes gezeichnet. Der ein oder andere glaubt bis heute es waren ihren familiären Verbindungen zu verdanken, dass sie es schließlich auf den Rücken eines Drachens schaffte, aber jene, die sie kennen, wissen, dass Ehrgeiz sie bis in die tiefsten Winkel ihres Charakters erfüllt. Es ins Reiterquadrant zu schaffen war dementsprechend nicht nur eine Traumvorstellung, sondern ein von dem Weg ihres Bruders abgeleiteter Zwang.
Die innere Verbissenheit, mit der sie durch ihr Leben schreitet, wird nur denen auffallen, die es wirklich nah an sie heranschaffen, weil sie ihre Mitmenschen grundsätzlich gerne auf Abstand hält. Nähe macht schließlich angreifbar und somit verletzlich. In Caitrias Welt ist das meiste grundsätzlich erst einmal eine Zweckbeziehung, einzig ihre Familie hat eine uneingeschränkte emotionale Bedeutung und darf somit auch die wärmeren Farben ihres Charakters sehen. Alle anderen Bekanntschaften erleben sie wohl zunächst eher als gefühlskalt erleben. Im generellen Zusammenleben ist sie eher manipulativ anstatt als diplomatisch, in den meisten Fällen kommt der Angriff zuerst, bevor man überhaupt über Verteidigung nachdenken kann. Ihre Wut lodert nicht, sie vereist, aber ist in ihrer Logik gefangen nicht weniger gefährlich. Sicherlich machen sich auch gerade deswegen nicht allzu viele die Mühe, um die kaltherzige Schicht zu durchdringen, die ihr Inneres auch zum Schutz ummantelt. Schafft man es aber einmal ihre Anerkennung oder Zuneigung zu gewinnen, kann man sich sicher sein, eine höchst loyale Freundin gefunden zu haben. Dass sie im Militär deutlich weniger aneckt, als ihr Wesen schlussfolgern ließe, liegt in erster Linie wohl daran, dass ihre Form des Widerspruchs heute leise oder gar stumm geworden ist und ihre Form von Kriegsführung vor allem ihrem Intellekt folgt. Wenn man wie sie das Leben als Schachspiel sieht, ist es in vielerlei Hinsicht einfacher, Menschen zu bewegen, wenn diese gar nicht wissen, dass sie sich zu einer Figur gewandelt haben, als es mit roher Gewalt zu tun. Der Drang zu Letzterer steckt immer noch unter einem Haufen von antrainierter Selbstkontrolle, aber die Tage, in der sie Nasen brach, weil man sie einmal schief ansah, sind weitestgehend vorüber. Gespielt von jella
Dabei seit: 14.09.2024, 17:25
Zuletzt gesehen: 16.01.2025, 20:24
Schriftgelehrter
25 Jahre alt
Wissen ist das höchste Gut das eine Gesellschaft jemals haben kann. Es gibt uns die Möglichkeit, aus der Vergangenheit zu lernen und die Zukunft zu verbessern. Sie gibt uns einen Vorteil in Zeiten voller Nachteile und die Chance, vergangene Fehler nicht noch einmal zu begehen. Jeder Schritt gegen das Wissen, ist ein Schritt gegen die Gesellschaft. Cassian ist das Epitome eines Schriftgelehrten. Er ist zurückhaltend, doch wissend. Durch Jahre langes Training im Archiv ist ihm eingebrannt worden, wie wichtig es doch ist, die Niederschriften im Archiv zu schützen und sein Leben dafür zu geben, das die Zukunft etwas von ihnen hat. Dabei ist sein größter Wunsch, ein Werk zu verfassen, dass schlussendlich jemand anderes das Leben rettet oder gar Navarre zum Sieg führt. Denn er ist stolz Teil von diesem Konstrukt zu sein, fühlt er sich doch so sehr verbunden mit all den Generationen von Schriftgelehrten zuvor und doch kommt es ihm so vor, als wüsste er noch nicht genug. Dieser Wissensdurst ist es, der ihn dazu bringt noch mehr Erfahrungen zu sammeln. Noch mehr Berichte zu schreiben. Noch mehr Bücher zu lesen. Stets ist er auf der Suche nach neuen Büchern in Bibliotheken die noch nicht entdeckt worden sind. Alte Schriften zu finden, die Enkel geerbt bekommen haben. Selbst die Artefakte auf den Märkten ziehen ihn magisch an. In seinem privaten Archiv, besitzt er hunderte Mitschriften aus Unterhaltungen von Zeitzeugen und ihren Erben. Feinsäuberlich organisiert wie so vieles in seinem Leben. Dabei ist eines seiner heimlichen Ziele, einmal Poromiel zu besuchen und ihre Geschichte von Zeugen zu lernen. Zu sehen wie sie ihr Leben leben und ihre Weisheiten in das Archiv aufzunehmen. Cassian war einst davon überzeugt, dass wenn er den Weg des Diplomaten verfolgt, würde er irgendwann einmal die Chance bekommen, in den Bibliotheken Poromiels zu studieren. Das Wissen beider Länder vereinen und sie gemeinsam viel stärker machen zu können. Er würde vieles geben, einmal in seinem Leben zu sehen, wo sie sich unterschieden und wo sie doch so gleich waren doch... Er hätte dafür zu viel aufgeben müssen. Sein bisheriges Leben. Seine kleine Familie. Das Archiv. Lyza. Es war nicht die richtige Zeit, als er nach seinem Abschluss sich spezialisieren musste. Er hat sich einfach nicht getraut. Denn für ein Schriftgelehrten sind Träume und Wünsche nur genau das. Träume und Wünsche. Das Archiv wird für immer sein Lebensmittelpunkt sein.
Gespielt von Paw
Dabei seit: 14.09.2024, 10:31
Zuletzt gesehen: 22.01.2025, 05:19
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