reisende:r
Registrieren
the empyrean
Eigentlich hatte er sich gar keine Gedanken gemacht was er werden wollte. Was wäre am Besten gewesen? Alchemist? Er war zu dumm um nicht ausversehen jemanden zu vergiften.
Colin McAvoy

Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.
Gemeinschaftsgefühl ist, mit den Augen anderer zu sehen, mit den Ohren anderer zu hören, mit dem Herzen anderer zu fühlen.

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Reiter
41 Jahre alt
Der Stuhl vor mir ist leer. Ich halte meinen Blick dennoch auf ihn gerichtet, während ich in Gedanken die Gänge meiner Umgebung abgehe. Schließe meine Augen erst, als ich sicher bin, dass ich weiß, wohin meine Schritte mich führen müssen. Das Ziehen der Magie zieht mich aus meinem Körper heraus. Einem längst vergessenen Automatismus folgend lasse ich meine Aufmerksamkeit zu meinem Äußeren zurückschweifen. Diese Betrachtung gleicht nicht meinem Spiegelbild, schließlich sehe ich in meiner Astralprojektion Ebenen, die dem menschlichen Auge üblicherweise verborgen bleiben. Aber die 41 Jahre sind mir auch aus dieser Perspektive anzusehen. Jahrzehnte ist es her, dass meine Beine mich über das Viadukt getragen und mich dem Bund mit meinem Drachen nähergebracht haben. Das Alter hat mich weiser gemacht, meinen Bart zweifelsohne dichter, aber die Müdigkeit ist nicht neu. Sie hängt mir auf den Zügen, während ich meine Aufmerksamkeit schweifen lasse. Die unzähligen Fragen danach, wie es sich anfühlt diese Ebenen zu durchqueren, konnte ich die letzten Jahre besser beantworten. Ich bin gleichzeitig ein bisschen Geist, ein bisschen Mensch. Irgendwie dazwischen. Bewege mich durch Türen, spüre den Gegendruck eines Sicherheitsschildes und drücke mich doch mit all meiner geistigen Kraft dagegen. „Es geht um Oryon Loudain.“ Es scheint, als wäre Thornak mir dieser Sekunden hold, auch wenn ich nicht an seine Existenz glaube. Meine Hände haben sich seit Beginn meiner Ausbildung nur noch ein einziges Mal zum Gebet gefaltet, meine Riten sind an meinem Intellekt zu Grunde gegangen. Dabei ist eine Glaubensgemeinschaft genau der Grund, warum man mich von meinem Außenposten ins Innere des Landes beordert hat. Der Innendienst klang für mich weniger trocken, als es für andere der Fall ist. „Wir denken er ist der geeignete Kandidat für das Unterlaufen der Orakyn.“ Bisher sagen sie für mich nichts Neues. Sie haben mich herbestellt, weil sie wissen, wer ich bin. Sie wissen, dass meine Siegelkraft mich zum idealen Spion macht, obgleich sie wohl nicht damit rechnen, dass ich sie belausche. Dabei entspricht es meinen Wesenszügen. Dieser Tage bin ich lieber gut vorbereitet, als es nicht zu sein. „Aber das Verschwinden seiner Mutter …“ Ich konzentriere mich auf den Redenden, anstatt nur das Gesagte wahrzunehmen, präge mir Gesichtszüge ein. „Nun die persönliche Motivation könnte auch ein Hindernis sein.“ Das Schweigen drückt auf meine Konzentration. In dieser Ebene passiert so viel, dass das Verweilen mir schwerfällt, aber ich bin kein Anfänger mehr. Ich halte inne. Das Schicksal meiner Mutter macht mich vielmehr zum perfekten Kandidaten für dieses Unterfangen, obgleich es wohl zeitgleich auch meine größte Herausforderung sein wird. Ich kann keine Worte formen, nicht für mich argumentieren. Aber hätte ich es gekonnt, hätte ich betont, dass ich für derlei religiösen Fanatismus nicht anfällig bin, schließlich bin ich in einem solchen aufgewachsen. Die unzähligen Reime, die man mir gebetsmühlenartig eingetrichtert hat, liegen immer noch in meinen Gedanken, obwohl sie ungenutzt sind. „Er bezeichnet sich selbst als Atheist.“ Meine Argumente werden für mich vorgetragen. Ich erkenne das Papier, auf dem meine eigene Qualifikation notiert ist. Die Handschrift ist nicht meine und schwerlich zu entziffern, aber ein paar Punkte sind deutlich zu erkennen. „Abgesehen davon hat er die notwendige Erfahrung.“ Meine bisherigen Aufträge waren zwar andere, aber ich stimme ihnen zu. Ich habe Erfahrung darin, mich zu verstellen, um an Informationen zu gelangen. Meine Siegelkraft zu bemühen, um anhand dieser Informationen noch weitere zu bekommen. „Nun, lassen wir es ihn versuchen. Er muss sich schließlich erst einmal Zugang verschaffen.“ Anders als die zwei Militärs sehe ich daran wenig Probleme. Sehe den Moment gekommen, indem ich meinen Geist zurück in meinen Körper wandern lasse, das Bewusstsein meines Drachens an meiner Seite. Diese Kraft macht mich in vielen Missionen zum Einzelgänger, aber ich bin doch nie allein. Ausnahmsweise prasseln keine Gedankenströme auf mich ein, als ich mich zurückfinde. Langsam meine Finger und dann meine Füße bewege, während ich das Gefühl von Körperlichkeit zurückbekomme. Sie denken es ist eine Herausforderung. Ich urteile ohne große Wertung. Sie wird es aus anderen Gründen sein. Ich zweifle nicht daran, dass ich mir Zugang besorgen kann. Ich weiß nur nicht, wie viel Unsinn ich meinen Nerven auflasten kann. Es ist eine sinnvolle Aufgabe. Sachte Zustimmung erreicht mich, als ich mich aufrichte. Das Klopfen an meiner Türe, lässt mich zu ihr herüberschreiten. „Ich werde erwartet“, nehme ich der Assistenz mit einem leichten Lächeln vorweg und neige den Kopf. „Führen Sie mich gern hin.“ Als ob ich den Weg nicht schon kenne. Als ob ich ihn nicht schon in einer anderen Ebene abgelaufen bin.
Gespielt von jella
Dabei seit: 14.12.2024, 13:22
Zuletzt gesehen: 14.01.2025, 21:48

Fliegerin
25 Jahre alt
Elara ist das perfekte Beispiel für jemanden, der weiß, wie man Stärke zeigt, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Sie ist selbstbewusst, klug und unabhängig und eine junge Frau, die sich in einer Welt behauptet, die von Kontrolle, Machtspielen und unausgesprochenen Erwartungen geprägt ist. Nach außen hin scheint Elara die disziplinierte, fähige Fliegerin, die keine Schwäche zeigt und immer weiß, was zu tun ist. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich ein innerer Kampf – nicht nur mit ihrer Familie, sondern auch mit ihrer eigenen Gabe, die mehr Macht birgt, als sie je zugeben könnte.
Elara wuchs in einer Familie auf, die nach außen hin perfekt erschien: ehrgeizig, zielstrebig und stets darauf bedacht, ihren Einfluss innerhalb des poromischen Militärs und des Königreichs auszubauen. Doch die Harmonie war eine Illusion. In Wahrheit ging es in ihrer Familie immer um Macht und Kontrolle. Alles wurde geplant, kalkuliert und auf ein Ziel ausgerichtet: mehr Einfluss, mehr Anerkennung, mehr Stärke.
Elara spürte früh den Druck, den die Erwartungen an sie mit sich brachten. In ihrer Familie war jedes Kind ein Werkzeug – sei es durch strategische Verbindungen, militärische Erfolge oder das geschickte Einsetzen ihrer Gaben. Für ihre Eltern war klar: Ein erstes Kind durften sie nicht zu früh bekommen, sich nicht darum kümmern, denn es hätte eine militärische Karriere sonst ausgebremst. Izora, ihre ältere Schwester, wurde deswegen „weggegeben“, bevor sie überhaupt Teil der Familie werden und Elara sie überhaupt kennenlernen konnte – ein Opfer für die politische Karriere ihrer Mutter.
Die politische Ausrichtung ihrer Familie war genauso kompromisslos wie ihre inneren Strukturen. Sie vertraten die radikale Überzeugung, dass Navarre nicht nur gegen die Veneni gestärkt, sondern auch erobert werden müsse. Flüchtlinge wurden als Bedrohung angesehen – nicht als Menschen, sondern als Risiken, die beseitigt oder kontrolliert werden mussten. Gnade galt als Schwäche, und Integration war für sie keine Option. Diese kalte, berechnende Haltung zog sich durch jeden Aspekt ihres Lebens.
Elaras Gabe der Gedächtnismanipulation hätte ihre Familie in Verzückung versetzen können. Mit ihrer Fähigkeit Menschen glauben machen zu können, dass sie „schon immer“ etwas anderes entschieden oder gewollt hatten, bleibt jedoch vorerst ein fernes Ziel, das weit über ihre aktuellen Fähigkeiten hinausgeht. In ihrem jetzigen Stadium ist diese Macht noch kaum greifbar, doch selbst in der Vorstellung birgt sie in den falschen Händen unvorstellbare Konsequenzen. Doch genau diese Gefahr macht ihre Gabe zu einem Staatsgeheimnis. Als sie auf der Cliffsbane Akademie entdeckt wurde, machte man ihr unmissverständlich klar, dass sie niemals offen über ihre Fähigkeit sprechen dürfte. Sie wurde angewiesen, ihre Gabe zu verbergen und sich den strengen Richtlinien des Militärs zu fügen. Im poromischen Militär gehören Gaben wie die ihre zu den streng geheimen Fähigkeiten. Niemand außer ausgewählten, ranghöheren Offizieren kennt die Wahrheit – nicht einmal alle, die über ihr stehen, sind eingeweiht.
Diese Geheimhaltung dient nicht nur dazu, das Militär vor Missbrauch zu schützen, sondern auch Elara selbst. Ihre Fähigkeit wird nur in kritischen Momenten eingesetzt, und nur, wenn ein ranghoher Offizier sie instruiert. Gleichzeitig liegt der Druck dieser Geheimhaltung schwer auf ihr: Jeder Moment, in dem sie ihre wahre Gabe nutzen muss, ist ein Balanceakt zwischen Pflicht und persönlichem Schutz.
Um sich an die Geheimhaltungspflicht halten zu können – hat Elara eine harmlose Gabe vorgetäuscht: die Fähigkeit, ihre Konzentration zu steigern. Diese erfundene Gabe ist nützlich, aber unspektakulär genug, um weder Verdacht noch übermäßiges Interesse zu wecken. Sie inszeniert sorgfältig Situationen, in denen ihre angebliche Fähigkeit glaubhaft erscheint, und vermeidet es, jemals zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Gespielt von Sarah
Dabei seit: 14.12.2024, 10:01
Zuletzt gesehen: 21.01.2025, 09:38

Diplomatin
43 Jahre alt
Das Besteck ist gold, wie der Käfig, der dich die längste Zeit deines Lebens gefangen gehalten hat. Spürst die Streben, das kalte Metall, noch unter deinen Fingerspitzen, wenn du die Hand von dir streckst. Spürst das Feuer in dir, wie es Stück um Stück zu ersticken droht. Wie es leise in dir züngelt, bis nur noch eine Idee von Nereyda übrig bleibt. Euch fehlt der Sauerstoff, buchstäblich die Luft zum Atmen, der Wind unter den Flügeln, die euch – dich und die Version von dir, die du gern gewesen wärst, aber niemals erreichen wirst – aufsteigen lässt. Stattdessen bist du gefallen, immer wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Hast immer wieder die Hoffnung in dir keimen lassen, auszubrechen, mehr zu sein, als das Abbild deiner Schwester. Irgendwann hast du das Ideal verfolgt, eine eigene Identität zu schaffen. (D)Einen eigenen Wert zu bestimmen, der über den Namen, den du trägst und das Gesicht, das dir im Spiegel begegnet, hinausgeht. Chancen hattest du viele – und keine. Sind dir durch die Finger geronnen wie die Lügen, die sich alsbald um deine Gelenke spannten, weil die Wahrheit meist so viel berechenbarer, so viel langweiliger war als das, was hinter ihr lauerte. Du hast gelernt, die Grenzen deines Käfigs auszudehnen, hast dich gegen das Gold gestemmt, überall dort, wo es dir dienlich war; und hast die Privilegien genossen, die damit einhergingen. Gab kein Spiel, in das du nicht involviert warst, keine Veranstaltung, kein Netzwerken, das dir nicht in die Karten spielte. Dass du Existenzen zerstört hast, ist nur ein weiteres kleines Kreuz auf deiner langen Agenda, die die längste Zeit kein Ziel verfolgte, außer der Tristesse zu entfliehen, die dein Leben beschrieb. Erfüllung hast du gesucht und doch erst in den Worten eines Predigers gefunden. Religion selbst war dir nie fremd, hast oft genug in der Thalora zu den Göttern aufgesehen, gehofft und doch nie gebetet, dass sie dich irgendwann erhören würden. Sie haben auf sich warten lassen. Nie hättest du gedacht, heute selbst die Gewänder anzulegen, die dich als Mitglied der Orakyn kennzeichnen. Nie hättest du gedacht, empfänglich zu sein für religiöse Splittergruppen und doch sind sie längst mehr als das. Sie – du! – haben sich in die Herzen der tyrrischen Bevölkerung geschlichen. Sie – du! – haben mit Milde und Großzügigkeit die Tyrannei, Völlerei und Ohnmacht der eigenen Regierung ausgeglichen. Du, du, bist Teil von etwas Großem. Von etwas, das Wert hat. Ob der Glaube so tief in dir verankert liegt, wie andere deiner Gruppe, mag fraglich sein, doch dein Einfluss ist ohne jeden Zweifel Gold wert. Ein bedeutungsschwerer Name – auch heute, auch, nachdem du dich offiziell von ihnen losgesagt hast –, Geld, Macht und Einfluss sind dir auch nach der Konversion geblieben, wollte man sich nie so ganz von dir trennen, die Hoffnung nicht aufgeben, dass du eines Tages in diesen goldenen Käfig zurückkehren würdest. Du hingegen bist immer noch auf der Suche nach dir selbst und dem Wert, den du in dieser Welt hinterlassen kannst. Oder: dem Wert, den die Welt in dir hinterlassen kann, denn die Leere in dir schreit so laut, dass auch die besten Lügen, Intrigen und Geheimnisse sie nicht verstummen lassen kann.
Gespielt von Berrie
Dabei seit: 11.12.2024, 16:35
Zuletzt gesehen: 21.01.2025, 10:19

Reiter
20 Jahre alt
Alles könnte leichter sein, wenn du schlauer wärst. Bist du aber nicht. Man könnte behaupten, das Glück wäre mit den Dummen und wäre damit nicht weit von der Wahrheit weg, denn wie sonst sollte jemand mit so wenig Intelligenz bis hierhin überleben ohne Schaden zu nehmen? Gute Frage. Eine, die du nicht beantworten kannst. Du kannst...viele Fragen nicht beantworten und es ist ok für dich. Deine Stärken liegen woanders. Zum Beispiel in deiner grenzenlosen Geduld. Und offenbar hast du irgendwas an dir gehabt, das ausgereicht hat um einen Drachen auf dich aufmerksam zu machen. Gut genug um dich zu binden. Du bist nicht gut darin, dich in der kriegerischen Welt zurecht zu finden, wenn dir keiner sagt was du tun sollst. Dein Leben fühlt sich gut an, wenn du weißt, was du tun musst. Du bist keiner von denen, die hoch hinaus wollen. Du willst eigentlich erstmal unfallfrei geradeaus kommen auf deinem Lebensweg. Bist froh, wenn du jemanden hast, der dir sagt, wo es langgeht. Der dir sagt, was du tun sollst. Du bist ein guter Follower. Bist immer dabei, die Dinge umzusetzen, die man dir sagt. Du fragst nicht, du machst einfach. Darüber nachdenken ob das was du tust, moralisch vertretbar wäre – das überlässt du lieber anderen. Denken verursacht meistens sowieso nur Kopfschmerzen. Und die magst du nicht. Du bist bereit, für deinen Platz am College zu arbeiten – niemand wird dich einfach so beiseite schieben. Du hoffst einfach weiter, dass du jeden neuen Tag erlebst und dass an jedem neuen Tag jemand da ist, der dir sagt, was du tun sollst. Damit ist das Leben doch viel leichter. Denn, seien wir mal ehrlich. Selig sind wirklich vor allem die Unwissenden. Und du bist unwissend. Du bist einfach nicht die hellste Kerze am Kerzenständer. Das kann jeder um dich herum sehen. Deine Mutter hat das nur einfach ignoriert, weil sie dich halt lieb hat. Aber jeder andere kann sehen, dass bei dir das Licht zwar an ist – aber meistens niemand zuhause. Und hey, das ist okay. Da kommst du eben ganz nach deinem Papa. Wobei manche Zungen behaupten würden, dass du beim Verteilen der Intelligenz noch besser weggekommen bist – bestätigen oder dementieren kannst du das nicht – du kennst deinen Vater ja kaum.
Gespielt von Cay
Dabei seit: 09.12.2024, 13:48
Zuletzt gesehen: 06.01.2025, 17:32

Reiterin
20 Jahre alt
Bin vier, als ich beschließ‘, Drachenreiterin zu werden. Sag’s mit einer solchen Überzeugung, dass Dad mir mit einem warmen Lächeln über’s Haar streicht. Er sitzt auf meiner Bettkante, erzählt mir meine liebste Geschichte über die Heldentaten einer Drachenreiterin, schon zum achten Mal, weil ich einfach nicht genug davon bekommen kann. Mom ist nicht da, ist sie nie, also ist es Dad, der mir einen Kuss auf die Stirn gibt, mich zudeckt und allein zurücklässt. Ich träum‘ von der Heldin aus meiner Geschichte, wieder und wieder, aber dieses Mal hat sie mein Gesicht, meine Augen, meine Hände, die sich an den Drachenschuppen festkrallen, flieg‘ hoch oben zwischen den Wolken.

Bin sieben, als ich meinen ersten Dolch bekomm‘. Dad ist ein bisschen nervös, mahnt mich zur Vorsicht und kurz hab‘ ich Angst, er könnt‘ mir mein Geschenk wieder wegnehmen, aber das tut er nicht. Blick‘ ehrfürchtig auf den glänzenden Stahl, streich‘ mit meinen Fingern behutsam über den Griff und dann lächle‘ ich so breit wie ich kann. Nachtklinge nenn‘ ich ihn, den Namen hab‘ ich schon mal irgendwo gehört. Weiß, dass man eigentlich nur Schwertern einen richtigen Namen gibt, aber das hier ist ein besonderer Moment, einer von vielen, die ich nie vergessen werde und irgendwie ist der Dolch ja auch sowas wie mein erstes Schwert. Am Abend nimmt Dad mir ihn weg, schüttelt den Kopf über so viel Starrsinn, weil ich protestiere, mich doch auch nachts schützen muss, die Gefahr nicht schläft, aber das versteht er nicht und ich verlier‘.

Bin elf, als ich ihn das erste Mal seh‘. Weiß nicht, ob es wirklich das erste Mal ist, aber jetzt nehme ich ihn war, weil er so dicht hinter Mom steht und sie nicht aus den Augen lässt. Er ist groß, breit gebaut, jagt mir Angst ein, obwohl ich sie nicht haben bräuchte. Er ist mehr, das begreife ich irgendwie, kann’s nur noch nicht richtig fassen, bin zu jung, um es ganz zu verstehen. Ist eine Mischung aus Abneigung und Faszination, die ich spür‘, bin gespannt auf die Geschichten, die er mit Sicherheit zu erzählen hat und doch gefällt mir der Blick nicht, mit dem er Mom ansieht. Sind Jahre, die vergehen, bis ich es begreife und es gleichzeitig nicht will. Gibt viele Arten von Familien, erinnere mich an die Worte meiner Eltern, ihr behutsames Vortasten, Gespräche über Vertrauen und Respekt, Liebe und Wertschätzung, will nicht hören, was sie mir zu sagen haben, weil’s mir verdammt große Angst macht. Und dann frag‘ ich mich, ob er der Grund ist, denn es ist so viel einfacher, ihm die Schuld zu geben, als sie bei ihr zu suchen.

Bin dreizehn, als sie mich das erste Mal mit ihnen trainieren lässt. Hab‘ sie hier schon öfter besucht, aber jetzt, da ist alles anders. Das erste Training läuft miserable, lass‘ mich viel zu leicht ablenken, spür‘ ihre Augen auf mir und das macht mich nervös. Kann kaum zählen, wie oft mir der Dolch, den ich sonst so geschickt in den Händen balanciere, zu Boden fällt, stolper‘ über meine eigenen Füße und treff‘ bei der Frage, wann ich endlich ein echtes Schwert bekomme, nur auf breites Grinsen. Ist das Gefühl zu versagen, das an mir nagt, schwör‘ bei den Göttern, mich beim nächsten Mal besser anzustellen und halte mein Versprechen. Wenn sie nicht da ist, bin ich konzentrierter, mutiger, schnell und wendig, so von Ehrgeiz zerfressen, dass ich beinah darum bettle, richtig gegen mich zu kämpfen, obwohl das natürlich niemand tut. Ich folg‘ den Befehlen, die man mir gibt, ohne sie zu hinterfragen, räum‘ auf, putz‘ Klingen, mach‘ alles, damit ich hierbleiben darf, weil’s für mich kaum eine größere Faszination gibt, als das Leben an diesem Stützpunkt.

Bin fünfzehn, als die tyrrische Rebellion zerschlagen wird. Hab‘ Angst, weil Mom in der Schlacht von Aretia kämpft und vertrau‘ doch auf ihr Können. Ist pures Glück, das mich nach ihrem Sieg durchströmt, platz‘ fast vor Stolz, auf sie, auf unsere Reiter, Navarre, bin froh und erleichtert, die Rebellion ist endlich zerschlagen. Hör‘ die Gerüchte über die Hinrichtung der Anführer, über das geschlossene Friedensabkommen, dass das Leben ihrer Kinder sichert, ihnen das Brandmal beschert und zu Separatisten macht, kann aber nicht begreifen, was das in letzter Konsequenz bedeutet. Dad, Thalia und ich, wir feiern das Ende der Rebellion und als Mom endlich da ist, fall‘ ich ihr um den Hals. Kann an einer Hand abzählen, wie oft ich das schon gemacht hab‘, aber in diesem Moment tu ich’s, fühlt sich erstaunlich richtig an.

Bin zwanzig, als die Mauern von Basgiath vor mir aufragen. Dunkel und unheilverkündend, aber ich bin voller Vorfreude. Das ist es, was ich will, hier gehör‘ ich hin. Dad zieht mich fest in seine Arme und für einen Moment verlier‘ ich mich in der Umarmung, dann schiebe ich ihn lächelnd von mir, darf‘ mich jetzt nicht meinen Gefühlen hingeben. Blick‘ über die anderen Anwärter und ihre Familien, die gekommen sind, um sie zu verabschieden, such‘ in der Menge nach ihr, aber kann sie nicht entdecken. Thalia ist es, die meine Enttäuschung spürt, sie am besten versteht, mir die Möglichkeit gibt, mich nun auch in ihre Umarmung zu flüchten. Die Erkenntnis, dass ihr mein Einberufungstag nicht wichtig genug ist, um hier zu sein, schmeckt bitter in meinem Mund. Schließ‘ meine Hand fest um den Riemens des Rucksacks auf meinen Rücken. Er ist leicht, damit er mich auf dem Viadukt nicht behindert, alles, was von meinem alten Leben übrigbleibt. Reih‘ mich zwischen den anderen Anwärtern ein, ohne noch einmal zu Dad und Thalia zu sehen, aber nach ihr kann ich nicht aufhören zu suchen. Seufz jetzt doch, tief in mich hinein, wünschte, es wäre mir egal und red‘ mir ein, es wäre so. Das hier ist der Beginn meiner eigenen Geschichte.
Gespielt von Kathie
Dabei seit: 09.12.2024, 11:12
Zuletzt gesehen: 21.01.2025, 20:29

Heilerin
30 Jahre alt
Soleil. Es ist wenig überraschend, dass man bei ihrem Nachnamen hellhörig wird. Immerhin handelt es sich um einen weit verzweigten Familienverbund, der für die enge Verbindung zum Militär bekannt ist. In ihren Reihen ist es keine Frage, ob man sich für diesen Lebensweg entscheiden wird – es ist eine Selbstverständlichkeit. Je höher der Rang, desto größer der Einfluss, den man in der Familie innehat. Bevor sie das Basgiath War College besuchte, wurde sie entsprechend der üblichen Vorgehensweise ihrer Familie in Selbstverteidigung und Nahkampf unterwiesen. Sie zeigte allerdings damals schon weder großes Interesse noch berauschendes Talent hierfür. Zwischen ihren Geschwistern sticht Oriana wohl alleine schon deswegen hervor, weil sie sich nicht für den Reiterquadranten entschied, sondern eine Ausbildung zur Heilkundigen absolvierte. Mit schneller Auffassungsgabe, gesundem Pragmatismus und ausgeprägtem Ehrgeiz, welcher insbesondere aus Loyalität ihrer Familie gegenüber resultierte, durchlief sie ihre Ausbildung ohne große Probleme. Nach ihrem Abschluss wurde sie allerdings schnell mit der harten Realität des Krieges konfrontiert. Oriana fühlt mit jenen mit, die sie in den grauenvollsten Stunden ihres Lebens begleitet. Sie erinnert sich an jedes einzelne Gesicht, an jeden Schrei und die Angst in den Augen der Soldaten und Soldatinnen. Im Chaos blühte Oriana auf. Ihre Instinkte und ihr Verstand arbeiteten in Harmonie – der Schrecken kam immer erst danach. Die wachsende Belastung zu kommunizieren, fiel ihr schwer. Einerseits, weil sie sich ihrer Familie verpflichtet fühlte, andererseits, weil sie das Gefühl hatte, dankbar für ihr eigenes Leben sein zu müssen. Oriana liebte ihre Familie, ihre Eltern, ihre Brüder. Sie trug das Sonnensymbol als Amulett am Herzen und ließ es sich auf ihren Knöchel tätowieren. Als die Schlacht von Aretia folgte, brach das wackelige Konstrukt, welches ihre Loyalität dem System gegenüber darstellte, in sich zusammen. Die Verletzungen, die Oriana dort zu Gesicht bekam, die Hinrichtung der Rebellionsanführer und schließlich der Umstand, dass Kinder bestraft wurden, brannte sich in ihr Gedächtnis. Oriana fiel in ein tiefes Loch. Sie schien nur mehr zwischen Blut und Knochen zu waten, bekam kaum noch Schlaf und quälte sich durch jeden Tag. Wenn es sein musste, funktionierte sie, jedoch hatte sie zeitgleich das Gefühl zu einem Schatten ihrer Selbst zu werden. Nachdem sie bemerkte, dass ihre Angstzustände sich verschlimmerten, unterstützte sie primär Soldaten bei der Genesung und hatte weniger Einsätze auf dem Schlachtfeld. Im August 630 ließ sie sich schließlich nach Basgiath versetzen, um den Quadranten der Heilkundigen zu unterstützen. Es half im ersten Moment. Doch nun, wo der Abschluss ihres jüngeren Bruder Maxence immer näher rückt, sieht sie in die Gesichter der heranwachsenden Soldaten und weiß, dass der Tod bereits jetzt beginnt Jagd auf sie zu machen. Die Frage stellt sich, ob sie dieses grausame System wirklich weiter unterstützen möchte. Klebt nicht bereits das Blut unzähliger Menschen an ihren Fingern, weil sie dabei hilft diese auf die künftigen Schlachten vorzubereiten? Das, was sie ihr Leben lang gelernt hat, die Loyalität ihrer Familie gegenüber, schwebt wie ein Damoclesschwert über ihr und scheint jeden Moment ihr Schicksal besiegeln zu können.
Gespielt von birdy
Dabei seit: 06.12.2024, 20:27
Zuletzt gesehen: 18.01.2025, 13:44

Fliegerin
39 Jahre alt
Miray, oder auch: glowing like the moon. In der Familie Vardan war Miray stets ein beispiellos passendes Kind. Genau das, was man sich neben ihrem zwei Jahre älteren Bruder Mael als Ergänzung der Hauptlinie gewünscht hat. Ein ebenmäßiges Temperament, ausgeprägter Lernwille, ein gutes Herz und eine treue Seele zeichnen die Fliegerin aus, machen sie in ihrer Heimat zu einer wichtigen und beliebten Figur. Miray steht im Zentrum der Aufmerksamkeit, ist politisch auf eine Weise relevant, die beispielhaft für die Involvierung ihrer Familie in unterschiedlichen Gremien ist. Dass die Vardan außerdem einen ausgeprägten Sinn für Empathie hat, zeigt sie immer wieder vor allem in ihren Kernüberzeugungen. Sich nicht auf navarrisches Niveau herabzulassen, ganz gleich wie groß die Verzweiflung auch sein mag, gehört zu ihren Leitmotiven und fängt ihr, neben humanistischer Bewunderung, häufig auch beißende Kritik ein. Sie sei zu sanft, so wird Miray von Zeit zu Zeit vorgeworfen. Zu gutmütig, zu weich, zu unentschlossen. Zu zögerlich, wenn es darum geht, schwierige Entscheidungen zu treffen. Es sind Vorwürfe, gegen die sich Miray leicht zur Wehr setzen kann. Denn so gutherzig sie auch sein mag, so willensstark und entschlossen ist sie auf der anderen Seite. Es braucht einen besonderen Geist, sich gegen ihren charismatische und beliebten Führungsstil durchzusetzen. Und einen besonderen Sinn für Brutalität, welche Miray von Haus aus zu wieder ist und bereits zu ihren Zeiten als Schwingenführerin mit Ablehnung gestraft wurde. Heute beansprucht die Vardan einen Sitz im poromielischen Kriegsrat, ließ ihre aktive, militärische Karriere hinter sich, um nach dem Tod ihres Bruders dessen Amt zu übernehmen. Dass ihr die Rolle als Politikerin bequem geworden ist, zeigt der Rest ihres Lebens, verbringt die Fliegerin doch mittlerweile mehr Zeit in den Räumlichkeiten endloser Sitzungen als zwischen den Grausamkeiten unterschiedlicher Schlachtfelder. Dennoch volksnah zu bleiben und sich auch unter den gemeinen Leuten immer wieder präsent zu zeigen, ist hingegen eine kalkulierte Entscheidung und gemeinsam mit dem Wahrheitsgehalt jener Taten Kernelement ihrer bis dato unantastbaren Beliebtheit.
Gespielt von Motte
Dabei seit: 02.12.2024, 11:04
Zuletzt gesehen: 31.01.2025, 20:33

Reiter
61 Jahre alt
"Auch die dunkelste Nacht wird vergehn und die Sonne sich erheben" lauteten die ersten Worte, die Ronas zusätzlich zu den obligatorischen Kosenamen für seine Eltern fehlerfrei sprechen- und verinnerlichen konnte. Ein Soleil, geboren um seinem Land zu dienen und seiner Familie weiterhin die Ehre zuteil werden zu lassen, die bereits Generationen vor ihm geerntet haben. Wenn man die Geschichtsbücher wälzt, so lässt sich leicht erkennen, dass bei jeder großen Schlacht und jedem Sieg auch stets eine goldene Sonne mit geschwungenen Strahlen auf weißem Grund zugegen war und den Erfolg maßgeblich sicherte. Das sein Name Gewicht hat und allein die Nennung desselben die Köpfe voller Ehrfurcht herumschnellen lassen, ist Ronas gewöhnt, ebenso wie die Erwartungen die damit einhergehen. Von einem Soleil wird nicht nur die Treue zum Regime und eine militärische Laufbahn erwartet, sondern auch ein gewisses Maß an Kampfgeschick und das Pflegen von Traditionen. All dies sind Dinge die Ronas verköpert, die er vermutlich sogar mit dem Blut durch seine Adern pumpt. Seit über drei Jahrzehnten agiert der Reiter nun in den Reihen des Militärs wo ihn Präzision und Geschick dorthin brachten, wo er heute steht; nämlich an die Spitze des Ostgeschwaders. Ein heikler Fleck auf der Landkarte, der noch regelmäßig und vor allem im Kampf gegen die immer währende Bedrohung für Navarre, für Nervenkitzel bei dem Soleil sorgt. Als Wissender darüber, was wirklich hinter den Grenzen lauert und Einlass in sein Land begehrt, verfügt er über eine gewisse Flexibilität seiner moralischen Grundsätze und hat dabei stetig das höhere Wohl im Sinn. Gleichzeitig versucht Ronas eine nahbare Komponente für die Soldat:innen seines Geschwaders zu bleiben, der etwaige Potentialträger nicht nur fördert, sondern auch fordert. Dabei bedient er sich gern unkonventioneller Methoden und verschließt sich auch nicht vor Neuerungen, sofern sie sich mit den hierachischen Zügen des Militärs vereinbaren lassen. Ronas selbst hat sich neben dem aktiven Einsatz im Kampfgebiet der Runenforschung verschrieben, dessen Ziel es ist Siegelkräfte in gängige Kriegswaffen zur Unterstüzung der Truppen zu verwandeln. Für Fehler gibt es keinen Spielraum im Leben des Soleil. Weder beruflich noch privat, weshalb er nicht nur größte Sorgfalt bei allem was er tut, walten lässt sondern diese Voraussetzung auch auf seine Kinder überträgt. Soleil. Ein Name den zu tragen man sich verdienen muss, der nicht nur Vermächtnis bedeutet, sondern auch mit einer Aufgabe einhergeht, die ein Leitsatz für das gesamte Leben darstellt.
Gespielt von Lotte
Dabei seit: 26.11.2024, 10:48
Zuletzt gesehen: 03.02.2025, 17:58

Reiter
34 Jahre alt
Solstice Soleil markiert in seiner Familie die Wende, ab der die Tage dunkler werden. Und genauso wie bei seiner gesamten Familie, ist das auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Im Gegenteil, man begegnet einem charmanten, manchmal gar etwas zurückhaltenden, gewitzten jungen Mann, der sehr gut darin ist, auf sein Gegenüber einzugehen und es dabei nach Strich und Faden einzuwickeln. Dabei fühlt man sich gut und nur selten realisiert man überhaupt, dass er seine Finger im Spiel hatte, wenn später etwas schlecht läuft. Menschen lesen und manipulieren konnte er immer schon gut und hat große Freude daran. Die Siege des Geistes sind seine liebsten und auch die stummen, unbemerkten, füttern sein Ego.
Es stammt aus einer Zeit, als er mehr Mittel kaum hatte. Solstice ist in einem brutalen Elternhaus aufgewachsen, was sichtbar alles dem Erfolg und der militärischen Leistung für Navarre unterordnete und teils unsichtbar darüber hinaus mit harter Hand und psychischer Gewalt die Kinder nach den eigenen Ideen formte, ohne Rücksicht auf eigene Naturen und Wünsche. Wie es seine Haarfarbe versprach, hatte er ein goldener, strahlender Mann zu werden ohne Platz für Sentimentalitäten, denen er eigentlich viel hätte abgewinnen können. Sein Vater kennt nichts außer die gerade, loyale Linie und prügelte den Sohn als Wahrsager schon früh vermeintlich dahin, nichts als die Wahrheit und und Ideologie des Staates zu verehren, während seine Mutter mit eisigem Lächeln und winzigen, kaum merklichen Spitzen ihrer Wahnsinnsinduktion etwas subtiler dafür sorgte, dass der Sprössling sich perfekte Manieren zu eigen machte und keinen Tagträumen nachhing. All das selbstverständlich nur zum besten ihrer Kinder und zur Stärkung der Familie und des Reiches. Und so hat Solstice gelernt, sich selbst zu schützen und an erste Stelle zu setzen, seinen Ehrgeiz und seine Kompromisslosigkeit niemals zu bremsen und ganz nebenbei eine sadistische Seite zu entwickeln - und zu verbergen, genauso wie die Tagträume, die er behielt.

Eigenbestimmung, Selbstentfaltung, Kreativität waren hingegen lange Fremdworte für ihn. Dabei ist es heute genau das, wonach er strebt und woran er Freude empfindet. Er erschafft viel lieber Dinge, als blind zu dienen. Nur ist das Maß an Kontrolle, welches er dabei haben möchte, minimal ungesund. Derer solange beraubt, will er jetzt davon so viel wie möglich. Limit ist nichts, was es in seinem Wortschatz gibt, genauso wenig wie Grenzen durch Moral oder Anstand. Er will nichts weniger als die gesamte Welt gestalten und beherrschen. Damit würden sich dann auch endlich sämtliche Probleme und Ängste lösen. Es ist einfacher für ihn, dabei pauschal von den Problemen und Ängsten der Welt zu sprechen, anstatt konkret von seinen eigenen. Überdies gibt er sich damit einen Anstrich von Mitgefühl und Güte, in dem er sich sehr gefällt. Als Narzisst möchte Solstice nämlich sehr wohl die einzig wahre Sonne sein.

In Navarre scheint diese Möglichkeit nun seit gut vier Jahren nicht mehr gegeben zu sein, denn seitdem ist Solstice offiziell nach Poromiel desertiert und hat alles verraten, was er zuvor doch so gut und brav unterstützte und schützte. Nur wenig wissen, dass die offizielle Jagd die höchstgeheime Spionagetätigkeit schützt, die ihn gezielt über die Grenze schickte. Sein Auftrag ist es, alles an Informationen über den Feind zu sammeln und zu kommunizieren. Was Solstice auch tut, wo es aber nicht endet. Denn ja, er ist ein Verräter und schickt genauso jede Information über Navarre an Poromiel. Zumindest alles, was beidseitig durch seinen sehr persönlichen Filter fließt und seiner Rolle und seinen Zielen dient. Fehlt nur noch, dass er auch beide Länder an die Veneni verkaufen kann und anders herum…
Auf den Veneni liegt sein ganz persönliches Augenmerk. Nicht nur, weil die jede seiner Ambitionen stören könnten, sondern weil er in ihnen auch den Schlüssel zum Erfolg sieht. Macht über die Veneni wäre Macht über den Kontinent. Ein Ende des Kriegs, ein perfekter Friede unter seiner Gnade. Gut also, dass er an der poromischen Front steht und Kontakt zu diesen Wesen hat. Schlecht, dass seine Forschungen bislang wenig Erfolge und Fortschritte eingebracht haben.
Immerhin beginnt die harte Arbeit der letzten Jahre nun endlich Früchte zu tragen, denn mittlerweile hat Solstice sich in der Ferne einen Ruf und so etwas wie Vertrauen erarbeitet. Man beginnt seinen Rat zu suchen. Es hilft, mit den Menschen vor Ort zu bluten und zu lachen. Es macht sogar Spaß. Und es ist sehr viel einfacher, wenn man sich einen Dreck um den Preis schert und den (un)regelmäßigen Überprüfungen und Anfeindungen mit einem Lächeln und einer magischen Illusion in den Köpfen begegnet, die gekonnt verschleiert, was er nicht zeigen möchte. Er hat ein perfektes zweites Bild von sich erschaffen, was so gut ist, dass er es selbst in mancher Hinsicht zu glauben beginnt.
Gespielt von Beere
Dabei seit: 24.11.2024, 07:25
Zuletzt gesehen: 17.02.2025, 09:48



Powered by MyBB, © 2002-2025 MyBB Group • styled by Jule [ Customize Style ]
content by berrie & sophie • based on "the empyrean"-series by Rebecca Yarros